Kunst des Netzwerkens
Es gibt viele Wege, um neue Kunden zu werben. Vermittler nutzen
vermehrt Internet und Social Media. Nichts für Thomas Hora, der
auf Netzwerke und Empfehlungen setzt – und auf Bestandskäufe.
S
chuster, bleib bei deinem Leisten! Das
bekannte Sprichwort meint, dass man
etwas nicht tun sollte, wenn man von der
Materie keine Ahnung hat. Umgekehrt
kann man es so verstehen, sich seiner Stär-
ken bewusst zu sein. Genau das tut der
Kölner Investmentberater Thomas Hora
von Hora Investment. Er
bezeichnet sich als guten
Netzwerker und setzt für
die Akquise auf vielfälti-
ge Kontakte und daraus
resultierende Empfeh-
lungen. Ferner schreibt
er seinen Erfolg – das
betreute Vermögen liegt
im dreistelligen Bereich
– auch dem Umstand
zu, dass er „immer gegen
den Strom schwimmt“,
wie er betont. Was er da-
mit genau meint, wie er
mit Netzwerken Erfolg
hat und außerdem seine Kunstleiden-
schaft mit dem Geschäft verbindet,
berichtet er im Gespräch mit
FONDS professionell.
Anfänge
Thomas Hora ist seit über
30 Jahren als selbstständiger
Finanzanlagenvermittler im
heimischen Köln tätig. Zu-
vor hat er Anfang 1990er-Jahre nach dem
Abitur eine Banklehre absolviert und dann
vier Jahre als Berater in einer Privatbank in
Frankfurt gearbeitet. Als Selbstständiger
musste er klein anfangen. Ein Netzwerk
aus Kontakten muss erst geknüpft werden.
Das tat Hora und hatte nach rund einem
Jahr auch das nötige Quäntchen Glück.
Sein Steuerberater bat ihn, sich um seine
Investments zu kümmern. Offenbar mach-
te er das gut: „Seitdem hat er mich schon
an viele Mandanten weiterempfohlen, die
nun auch meine Kunden sind. Später lern-
te er zwei weitere Anwalts- und Steuerkanz-
leien kennen, die ihn ebenfalls empfehlen.
Der Kontakt zum ersten Steuerexperten
war noch in anderer Hinsicht wichtig.
Über diesen traf er eine Kunstagentin, die
Kontakte zu Künstlern herstellt. Daher zäh-
len viele Kulturschaffende wie Schauspieler,
Schriftsteller oder Maler zu seinen Kunden.
„Ich berate einige berühmte Künstler und
Schauspieler. Um ehrlich zu sein: Es ist
schon spannend, in diese so komplett an-
dere Welt einzutauchen, verrät er. Bei der
Arbeit mit den Künstlern kommt ihm
auch zugute, dass er selbst kunstinteressiert
ist und Gemälde sammelt – eine Verbin-
dung privater und beruicher Interessen.
Bestandskäufe
Seine Fähigkeit, ein Netzwerk aufzu -
bauen, setzt er auch in anderer Hinsicht
ein: Seit rund 15 Jahren kauft er Fondsbe-
stände anderer Vermittler auf. „Rund
die Hälfte meines Bestands
habe ich durch Kon-
takte und damit
Empfehlungen
aufgebaut, die
andere durch
Käufe. Hora
besucht regel-
mäßig Bran-
chenkonfe-
renzen und
»Social
Media und
Internet-
werbung
haben
für mich
keine
große
Relevanz.
«
Thomas Hora,
Hora Investment
VERTRIEB & PRAXIS Thomas Hora | Hora Investment
290 fondsprofessionell.de 3/2024
FOTO: © LAURENCE CHATAIGNE PHOTOGRAPHY | HORA INVESTMENT
Veranstaltungen von Produktanbietern
oder Maklerpools. Dort pegt er seine
Kontakte und knüpft neue. In seinem
Adressbuch nden sich viele Namen auch
älterer und verkaufsbereiter Berater. Diesen
bietet Hora an, dass sie ihre Kunden bis zu
zehn Jahre lang weiter betreuen. Dann –
oder zuvor im Todesfall – kauft er den
Bestand, egal ob in Form einer Personen-
oder einer Kapitalgesellschaft, zu einem
vorher vertraglich festgelegten Faktor. Viele
Berater entscheiden sich aber auch zum
sofortigen Verkauf mit Einmalzahlung –
jeder bekommt eine individuelle Lösung
angeboten. Voraussetzung ist, dass die
Chemie zwischen ihm und dem Verkäufer
stimmt.Wir müssen schließlich eine län-
gere Zeit kooperieren, daher ist mir die
menschliche Komponente so wichtig.
Kundenservice
Der Faktor, zu dem Hora den Bestand
übernimmt, hängt wiederum von verschie-
denen Kriterien ab, etwa dem Altersschnitt
der Kunden und der Qualität der Kunden-
daten. Sehr wichtig ist Hora auch, ob er
den Bestand „veredeln und statt Provisio-
nen eine Servicegebühr vereinbaren kann.
„Das bieten wir neuen Kunden immer an,
rund 95 Prozent nehmen das Angebot
auch an.
Dafür bekommen die Anleger eine Rei-
he zusätzlicher Leistungen wie ausführliche
Reportings oder Update-Gespräche. Hora
betont weiter, dass die Kunden ihren Bera-
ter jederzeit und rasch erreichen können.
„Eine gute, regelmäßige Betreuung ist sehr
wichtig und die Basis für eine langfristige
Geschäftsbeziehung“, ist er überzeugt. Um
das zu gewährleisten, verteilt er neue
Bestände unter seinen Beraterinnen und
Beratern. „Sie sind die Ansprechpartner für
die Anlegerinnen und Anleger und küm-
mern sich völlig selbstständig um sie. Trotz-
dem tauschen wir uns im Team regel -
mäßig aus und beraten uns zu möglichen
Anlagestrategien. Das funktioniert Hora
zufolge sehr gut.
Er hat nur ein Problem: Sein Team und
er betreuen mittlerweile jeweils rund 250
Kunden – und sind damit ausgelastet. Er
sucht daher neue Berater, denen er ein fes-
tes Gehalt plus Bonusvereinbarung bietet.
Kein Mainstream
Thomas Hora hat für die Betreuung sei-
ner Kunden klare Vorstellungen – die nicht
unbedingt dem Mainstream entsprechen:
„Der Fokus meiner Beratung liegt eindeu-
tig im Fondsgeschäft. Andere Absicherun-
gen wie Lebensversicherungen fallen nicht
in meinen Bereich. Wenn jemand mit
100.000 Euro zu mir kommt, dann be-
kommt er die aus meiner Sicht besten
Fonds. Genau genommen aktiv gemanag-
te Aktienfonds, zu Renten- oder auch
Mischfonds berät er nicht aktiv, diese
„liefern keine zufriedenstellende Rendite,
meint er. „Ich vermittle zu fast 100 Prozent
nur Fonds, die eine unternehmerische
Beteiligung an qualitativ hochwertigen Fir-
men bieten, und zwar global gestreut. Nur
so kann man für Anleger angesichts der
Ination und der unruhigen Wirtschafts -
lage einen Mehrwert generieren.
Zudem wird er seine beiden fondsge-
bundenen Vermögensverwaltungen (VV)
stoppen – womit er ebenfalls gegen den
Strom schwimmt, da solche Angebote bei
Vermittlern immer beliebter werden (siehe
Übersicht ab Seite 294). Im ersten Fall hat
die Schließung interne Gründe, im Fall der
zweiten Fonds-VV, die auf ETFs basiert,
sieht er keinen Mehrwert gegenüber einem
Depot mit gemanagten Fonds: „Die Kos-
ten für die Fonds-VV sind mir zu hoch
und verringern die Rendite für Kunden zu
sehr“, so sein Urteil.
Schließlich geht er noch in anderer Hin-
sicht eigene Wege: „Social Media und Inter-
netwerbung haben für mich keine große
Relevanz. Beide Marketingkanäle sind aus
meiner Sicht viel zu teuer und für meine
Klientel nicht geeignet. Ich setzte wie ge-
sagt auf Kontakte, also auf das Empfeh-
lungsgeschäft.
JENS BREDENBALS
FP
Um seine zahlreichen Kunde bestmöglich zu betreuen, bekommt Thomas Hora (links) tatkräftige Unterstützung
von seinem über die Jahre größer gewordenen Team (v. l. n. r.): Mathilda Fernandes, Carmen Pertsch,
Paul Hild, Heike Tenkhoff und Britta Böhme.
»Ich berate einige
berühmte Künstler
und Schauspieler.
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Thomas Hora, Hora Investment
VERTRIEB & PRAXIS Thomas Hora | Hora Investment
292 fondsprofessionell.de 3/2024
FOTO: © LAURENCE CHATAIGNE PHOTOGRAPHY | HORA INVESTMENT